Julian Kremer: Der Weg ist das Ziel

Genüsslich beißt Julian Kremer in einen Schokoladenosterhasen und erklärt augenzwinkernd, dass er sich natürlich nur gesund ernähre. Gleich darauf grinst er in dieser Szene seines YouTube-Videos und sagt: “Nein, natürlich esse ich nicht nur gesund. Ich gönne mir auch mal einen Döner. Das ist zum Beispiel mein Lieblingsgericht. Wenn man sich ansonsten ausgewogen ernährt und oft genug trainieren geht, dann kann man sich das auch mal erlauben.” Julian Kremer, von allen Juli genannt, ist ein 22-jähriger Fitness-Influencer aus Koblenz, studiert Business Administration und arbeitet als Finanzdienstleister. Im Interview mit AnyGains spricht er darüber, wie er mit seinem Training Probleme angeht, was es mit dem Protein-Shake seines Vaters auf sich hat und was ihm Meditation bedeutet.

Juli, du lebst sehr bewusst. Hast du heute schon meditiert?

Ja, meine heutige Meditation verbinde ich mit meiner Abend-Mobility-Routine. Dazu schaue ich mir auf YouTube ,,Saturno Movement’’ an. Ich finde, er kombiniert Flexibility, Mobility und Yoga in seinen Videos sehr gut. Anschließend ist man in der perfekten Verfassung, um eine Meditation zu starten. Dabei sitze ich auf meinem Meditationskissen, höre entspannte Musik, achte bewusst auf meine Atmung und versuche, in eine Beobachterrolle zu gelangen.

Was gibt dir diese Meditation?

Die Meditation gibt mir ein Gefühl der Ausgeglichenheit und Harmonie und lässt mich erfahren, wie klein unsere ,,Probleme’’ auf diesem Planeten sind.

Ist das für dich ein Ausgleich zum Training im Fitnessstudio?

Absolut, von der körperlichen Belastung her ein guter Ausgleich. Vom mentalen Training her eine super Ergänzung.

Seit wann trainierst du?

Seit ich zwölf bin, also mittlerweile über zehn Jahre.

Warum hast du mit dem Training begonnen?

Anfangs habe ich mich einfach zu dünn gefühlt und wollte Muskelmasse aufbauen. Da habe ich mir ein paar Hanteln bestellt und nach dem Workout heimlich Papas Protein-Shakes getrunken. Auf YouTube habe ich dann meine Motivation unter anderem durch Jeff Seid, Mischa Janiec und Co. gefunden und einfach drauf los trainiert.

Wieviel Kilogramm Muskelmasse hast du dir in welcher Zeit antrainiert?

Ich wiege 84 Kilogramm auf eine Körpergröße von 1,84 Metern. In meinem besten Jahr 2018 habe ich in einer Aufbau-Saison etwa zehn Kilogramm aufgebaut, natürlich nicht nur Muskelmasse. Da bin ich von einer Diätform mit 82 Kilogramm in den Aufbau gestartet und wog danach 92 Kilogramm.

Auf welche Muskelgruppe bist du am meisten stolz?

Auf meine Arme, weil ich an den Proportionen von Bizeps und Trizeps sehr lange gearbeitet habe.

Bist du mit einer Muskelgruppe auch unzufrieden?

Meine Schultern könnten noch weiter ausgereift sein. Daran arbeite ich derzeit, um auch die richtigen Proportionen zu Armen, Rücken und Brust herzustellen. Beine und Bauch sind auch Baustellen, denen ich mich aktuell gezielter widme.

Was fasziniert dich am Bodybuilding?

Beim Bodybuilding wird meist nur das Endresultat ,,präsentiert’’. Was mich daran fasziniert, ist eigentlich die Arbeit, die dahinter steckt, einen ästhetischen Körper zu erreichen. Die mentale Stärke und die Kontinuität – im Fitnessstudio, bei der Ernährung, bei der Regeneration -, welche man dabei an den Tag bringen muss, sagen viel über einen Bodybuilder aus.

Inwiefern hilft dir das Training auch mental?

Als Ausgleich zu allen täglichen Herausforderungen. Ob auf der Arbeit oder privat, man steht immer vor gewissen Herausforderungen, denen man sich stellen kann oder vor denen man sich drücken kann. Im Training merkt man, dass es sich lohnt, sich diesen zu stellen! Erstens das unbeschreibliche Gefühl von Stolz und Erschöpfung nach einem Workout und zweitens die Ergebnisse, die man irgendwann an seinem Körper und bei seiner Leistung sieht, bringen das eigene ,,mental game’’ auf ein neues Level.

In welchen Situationen hilft dir das Training besonders?

Beispielsweise, wenn man vor einer großen lebensverändernden Entscheidung steht. Es hilft einfach, sich in Form eines Workouts körperlich auszulasten. Man erlangt während und auch nach dem Training einen klaren Zustand, welcher es erleichtert, über gewisse Themen nachzudenken. Eine Entscheidung zu treffen, die einen auch wirklich langfristig glücklich macht, ist für mich in solch einem Zustand wesentlich leichter.

Welchen Rat würdest du jemandem geben, der Krafttraining zur Stärkung von Geist und Psyche beginnen will?

Ich bin kein Psychologe, aber ich würde sagen, dass es zunächst sehr wichtig ist, seine aktuelle Situation aus einer Beobachter-Position heraus zu betrachten. Es ist wichtig, eine gewisse mentale Akzeptanz der Ausgangssituation zu erreichen. Auch wenn das Ziel beim Krafttraining meist ein höheres Leistungsniveau oder eine bessere Körperform ist, liegt dieses eigentlich fast immer in der Zukunft. Wenn man seine Ziele klar definiert und dann erreicht, setzt man sich neue. Somit könnte ein Gefühl entstehen, welches einen unterbewusst niemals gänzlich über seine körperliche Erscheinung oder sein Leistungsniveau zufriedenstellen lässt. Man sollte also vielmehr den Weg dorthin wertschätzen und das Gefühl der nicht vollständigen Zufriedenheit akzeptieren. Vielleicht sogar als Anreiz und Antrieb nutzen, um kontinuierlich an sich selbst weiter zu arbeiten.

Was magst du am Bodybuilding-Lifestyle?

Diesen klassischen Bodybuilding-Lifestyle lebe ich gar nicht, da mein persönliches Ziel nicht ist, ein Bühnen-Athlet zu werden. Mein Ziel ist es, eine konstant ästhetische Form zu halten, beweglich zu bleiben und meine Gesundheit stetig zu fördern. Durch Ernährung, Training und Regeneration hat man eigentlich die perfekten Stellschrauben, um genau dieses Ziel zu erreichen. Das mag ich an dem Lifestyle.

Gibt es auch etwas, das dir an dem LIfestyle schwer fällt?

Das Ziel ist es, sein Training und seine Ernährung in eine Gewohnheit zu verwandeln. Dadurch bedarf es ab einem gewissen Punkt keine große Motivation mehr, diesen Lifestyle durchzuziehen. Es fällt mir selbstverständlich schwer, diesen Punkt zu erreichen, wenn ich denn mal aus diesem ,,Flow State’’ heraustrete. Aber gerade das ist ja auch ein Anreiz, dort wieder hinein zu gelangen, Thema “mentale Akzeptanz”.

Welche anderen Hobbies und Leidenschaften hast du?

Ich liebe Surfen! Das kann ich aktuell aber leider nur ein bis zwei Mal im Jahr machen. Ein guter Ersatz ist dafür das Wakeboarden. Ich würde es schon als eines meiner Hobbies betiteln, da auch das gesamte Drumherum, Boot zu fahren und Sommertage zu genießen, eine Leidenschaft von mir ist. Ansonsten fahre ich auch gerne Fahrrad und gehe schwimmen.

Auf YouTube hast du deine Haartransplantation dokumentiert. Würdest du das wieder tun?

Das war eine sehr gute Erfahrung, und ich würde es jederzeit wieder machen. Da ich schon mein Leben lang sehr eitel bin, was meine Haare betrifft, finde ich es einfach cool, jetzt wieder meine Wunschfrisuren tragen zu können.

Hast du Vorbilder?

Tatsächlich habe ich kein bestimmtes Vorbild. Es gibt Menschen, die mich aufgrund bestimmter Persönlichkeitsmerkmale oder Leistungen inspirieren. Diese stelle ich mir dann zusammen und kreiere quasi die Person, zu der ich mich hin entwickeln möchte. Diese Person ist mein Vorbild.

Juli, vielen Dank für das Gespräch.

Juli Kremer auf Instagram: Julian Kremer (@juli_kremer) • Instagram-Fotos und -Videos

YouTube: https://www.youtube.com/channel/UCLYh_ZMmagBh_tD0LLjBrtQ

Facebook: https://www.facebook.com/thejulikremer/

Advertisement

Leave a Reply

Fill in your details below or click an icon to log in:

WordPress.com Logo

You are commenting using your WordPress.com account. Log Out /  Change )

Facebook photo

You are commenting using your Facebook account. Log Out /  Change )

Connecting to %s