Lars Ludwig: Ich verdanke Bodybuilding alles

Wenn Lars Ludwig im Freien eine Trainingsstange sieht, kann er nicht umhin, ein paar sauber ausgeführte Klimmzüge zu machen. Sonne und Kraftsport – diese Kombination ist dem 20-jährigen Berliner am liebsten. Sportbegeistert war er schon immer. Erst Fußball und Tischtennis, jetzt Bodybuilding. Und das höchst erfolgreich: bei der Deutschen Jugendmeisterschaft belegte er den zweiten Platz. Spätestens seitdem gilt er als der vielversprechende Newcomer in dem Sport. Im Interview mit AnyGains erlärt er, wie ihn Bodybuilding persönlich verändert hat, wie wichtig der Schlaf ist, und wie er seinen strengen Tagesablauf mit fünf Mahlzeiten hinbekommt.

Lars, du schreibst auf Instagram: wenn du deinen täglichen Plan nicht einhalten kannst, bist du launisch und aggressiv. Wie bist du jetzt drauf?

Heute geht es mir sehr gut. Mein Coach Johannes Luckas passt gut auf mich auf, sagt mir, was ich zu essen habe, wie ich trainieren soll und wie viel Cardio ich machen muss. Alles kalkuliert und strukturiert.

Wie sieht ein Tag bei dir zurzeit aus?

Aufstehen, 30 Minuten Cardio auf nüchternen Magen. Danach eine Mahlzeit essen, Emails beantworten, Coaching Klienten bearbeiten und momentan Bewerbungen für Studienplätze schreiben. Zweite Mahlzeit und ausruhen. Danach gibt es das Training, später dann zuhause Mahlzeit drei. Anschließend meistens etwas mit meiner Freundin oder mit Freunden unternehmen und wieder Schritte sammeln. Zuhause Mahlzeiten vier und fünf, und zwar zwei Stunden bevor ich schlafen gehe.

Was magst du am Bodybuilding-Lifestyle?

Alles.

Gibt es nichts, was dir schwer fällt?

Mir fällt nichts schwer. Ich liebe, was ich mache, und ich mag alles daran. Es kann natürlich mal sein, dass man in der Diät Hunger hat, aber das hält man aus. Man arbeitet ja auf ein Ziel hin und dafür muss man eben manche Entbehrungen auf sich nehmen.

Du lebst durch den Sport richtig auf. Vor drei Jahren sah das noch anders aus. Inwiefern warst du damals unzufrieden mit dir?

Ich war ziemlich unsicher und wollte muskulöser aussehen. Außerdem hatte mir Kraftsport damals schon sehr gut gefallen, weswegen ich dann alles professionalisierte und Ernährung usw. auf das nächste Level brachte.

Wie bist du auf Kraftsport gekommen?

Ursprünglich habe ich hochklassisch Tischtennis gespielt und nebenbei meine ganze Kindheit über Fußball. Irgendwann habe ich parallel mit dem Kraftsport angefangen und schließlich musste ich mich entscheiden, was mir wichtiger war. Da habe ich mir schon große Ziele gesetzt: meinen Traumkörper zu erreichen.

Foto: Male- & Sport-Fotografie (@ar_athletic_photo) • Instagram-Fotos und -Videos

Was gibt dir Bodybuilding alles?

Neben Disziplin, Ehrgeiz und Durchhaltevermögen lehrt einen das Bodybuilding mehr als jeder andere Sport. Man kann alles aufs reale Leben übertrage, sei es die oben genannten Punkte oder banale Sachen wie das Kochen. Ich denke, dass mir der Sport gezeigt hat, niemals aufzugeben, auch wenn es mal hart ist. Die Leute fragen immer, wie ich so motiviert sein kann und jeden Tag trainiere, nie Alkohol trinke und zu festen Uhrzeiten esse. Meine Antwort darauf ist immer: man muss nicht motiviert sein. Jeder geht zum Sport, wenn er motiviert ist, aber darauf kommt es nicht an. Es geht einzig und allein um Disziplin. Dann Sachen zu erledigen, wenn man überhaupt keine Lust hat. Ins Training zu gehen, wenn man völlig müde und erschöpft ist. Zu Essen, wenn man Hunger hat, oder in der Diät auf leckere Sachen zu verzichten. Darauf kommt es an. Disziplin ist für mich, Dinge zu tun, obwohl man keine Lust hat, weil man weiß, dass sie erledigt werden müssen. Solche Erkenntnisse kann man auch wunderbar auf den Alltag oder den Job übertragen. Bodybuilding ist ein sehr mentaler Sport, und genau das liebe ich. Mit sich selbst zu kämpfen und den Schweinehund zu überwinden.

Konnte dir Bodybuilding auch bei einer mentalen Schwäche helfen?

Es gab immer Leute, die mich ausgelacht haben und zum Beispiel nie nachvollziehen konnten, weshalb ich jetzt keinen Alkohol trinke usw. Früher hat mich das sehr beschäftigt, und ich habe mir solche Situationen zu Herzen genommen. Mir war wichtig, was jeder über mich dachte, und ich wollte es allen recht machen. Durch Bodybuilding entwickeln sich auch der Kopf und der Geist weiter. Heute ist es mir völlig egal, was andere Leute sagen oder denken. Ich mache ziehe mein Ding durch und mache das, was ich für richtig halte. Nach einigen Jahren verstehen auch die Leute, die mich damals ausgelacht haben, was ich mache und wollen heute teilweise Trainingspläne von mir und gratulieren mir zu meinen Erfolgen.

Du scheinst, durch Bodybuilding eine Menge über dich gelernt zu haben.

Ja, ich habe gelernt, dass irgendwas in mir schlummert, was ich vorher noch nirgends gesehen habe. Eine unerbittliche Kraft, die mich vorantreibt. Ich weiß, dass ich nie mehr mit dem Sport aufhören werde, weil er einen sehr großen Teil meines Lebens geworden ist. Ich kenne nur wenige Leute, die einen solchen Kampfgeist haben.

Manche denken, Bodybuilding ist nur Gewichte stemmen und Substanzen einnehmen. Wie begegnest du Vorurteilen?

Vorurteile sind allgegenwärtig und immer in uns, ganz gleich, wer uns gegenübersteht. Natürlich sollte man versuchen, diese zu vergessen, aber unterbewusst sind sie doch noch oft präsent. Ich begegne solchen Leuten meist mit viel Liebe und Nettigkeit und versuche, die meisten Leute vom Gegenteil zu überzeugen. Ich persönlich denke aber immer, dass man eine Person erst kennenlernen muss, um irgendwie urteilen zu können, egal ob Bodybuilder oder anderen Personen.

Viele unterschätzen die Bedeutung der Regeneration. Kannst du erklären, warum sie so wichtig ist?

Viele Leute denken, dass die Muskeln im Training wachsen, was falsch ist. Im Training zerstört man die kleinen Muskelfasern, und während der Regenerationsphase werden diese dann erneuert und vergrößert. Hierbei spielt die Ernährung die größte Rolle. Nährstoffe aus dem Essen – also Proteine, Kohlenhydrate und Fette – sorgen auf unterschiedlichen Wegen dafür, dass der Muskel über die Blutlaufbahn versorgt wird und so wachsen kann. In den verschiedenen Schlafphasen – also REM- und Tiefschlafphase – werden außerdem Wachstumshormone und Hormone ausgeschüttet, die für den Muskelaufbau äußerst wichtig sind.

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Du bist Zweiter bei der Deutschen Jugendmeisterschaft im Bodybuilding geworden. Welche Ziele hast du in dem Sport?

In 30 Tagen steht die deutsche Meisterschaft im Natural Bodybuilding an, bei der ich eine gute Platzierung erreichen möchte. Mein eigentliches Ziel ist es jedoch, besser zu sein, als ich es gestern war; jeden Tag immer ein Stück besser zu werden und außerdem verletzungsfrei zu bleiben.

Was fasziniert dich am Wettkampf-Bodybuilding?

Das Formen des Körpers wie ein Künstler. Der Künstler nimmt seinen Meißel und formt beispielsweise die Schulter seiner Figur. Wir machen genau das Gleiche, nur haben wir keinen Meißel, sondern die Übungen im Studio.

Kannst du schildern, welche Strapazen eine Wettkampf-Vorbereitung mit sich bringt?

Extremen Hunger und Lethargie. Wenn der Körperfettanteil einstellig wird, dann ist man sehr gereizt, hat Hunger und will am liebsten den ganzen Tag schlafen. Man kapselt sich sehr ab und lebt in seiner eigenen Welt, in der das größte Ziel die Topform ist.

Wie hilfst du dir dabei?

Ich weiß, dass ich mich freiwillig dazu entschieden habe und ich nach dem Wettkampf wieder essen darf. Hunger zu spüren ist manchmal auch wirklich angenehm. Als Bodybuilder muss man in der Aufbauphase sehr viele Kalorien essen, auch wenn man keinen Hunger mehr hat. Und dann in der Diät wieder sehr wenig, um das Körperfett loszuwerden. Nach so einer Diät weiß man erstmal wieder Nahrung richtig zu schätzen. Außerdem schmeckt alles intensiver und besser. Verzicht hat also nicht immer nur negative Seiten. Wenn man immer alles essen würde, worauf man Lust hat, ist das Essen keineswegs mehr so besonders.

Du bist mit 1,93 Meter relativ groß. Hat das Vor- oder Nachteile in dem Sport?

Leute, die etwas größer sind, haben einen längeren Körper und damit auch Probleme massiv auszusehen. Angenommen jemand ist kleiner und hat die gleiche Muskelmasse wie der Größere, dann sieht der kleinere Gegner immer massiver aus, da er kompakter ist. Also brauchen große Menschen mehr Muskeln um keinen Nachteil zu haben.

Hast du Vorbilder?

Meine absoluten Vorbilder sind Arnold Schwarzenegger, der die Ikone und der Urgroßvater des Bodybuildings ist, und Chris Bumstead, der der aktuelle Gewinner des größten Wettkampfes der Welt „Mr. Olympia“ in der Classic Physique Klasse ist.

Welche beruflichen Ziele hast du?

Ich habe mich bereits für mehrere Studiengänge beworben und schaue, wo mich mein Weg hinführt.

Welchen Rat würdest du jemandem geben, der überlegt, mit Kraftsport zu beginnen?

Ich würde ausnahmslos jedem das Krafttraining ans Herz legen, da es bei richtiger Ausführung nur positive Effekte hat und euer gesamtes Leben bereichert.

Lars, vielen Dank für das Gespräch.

Lars Ludwig auf Instagram: https://www.instagram.com/larsludwig1/

YouTube: Lars Ludwig Bodybuilding – YouTube

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