
Mit Kraftsport geht alles besser – Yakiv Gubariev (1,77 m, 81 kg) zeigt, dass das stimmt. Der 18-jährige Fitness-Influenzer aus Augsburg ist in vielen Lebensbereichen erfolgreich. Das war nicht immer so. Mit 14 war er mit sich und seinem Körper unzufrieden. Er beschloss, etwas zu ändern, und begann zu trainieren. Erst zu Hause, später dann im Fitnessstudio. Seither hat er nicht nur über 25 kg Muskelmasse aufgebaut, sondern hat er auch ein 1,5-er Abitur geschafft und ist Deutscher Schach U20 Mannschaftsmeister geworden. Der Kraftsport und der gesunde Lebensstil hätten zu mehr Disziplin und Selbstbewusstsein geführt, erklärt Yakiv. Sein Wissen, das er sich mühsam erarbeitet hat, gibt er jetzt als Personal Trainer an andere weiter. Das tut er mit großer Überzeugungskraft. Yakiv sprüht vor Begeisterung und Tatendrang. Ein Gespräch mit einem jungen Mann, der weiß, was er will.
Yakiv, Du bist Fitness-Influenzer und Deutscher Schachmeister. Was wärst du lieber: Weltmeister im Bodybuilding oder im Schach?
Weltmeister im Schach wäre sehr cool, aber Bodybuilding begeistert mich deutlich mehr. Es kommt darauf an, in welcher Klasse ich auftreten müsste. Ich strebe einfach eine ästhetische Form an. Am ehesten könnte ich mir da die Men’s Physique vorstellen.
Hilft dir Krafttraining für Schach und umgekehrt?
Durch das Krafttraining und allgemein den Sport habe ich im Schach mehr Ausdauer, ich fühle mich am Brett viel fitter und dem Gegner körperlich und mental überlegen. Das hilft mir, vier bis sechs Stunden lang am Brett zu sitzen und mich in dieser Zeit vollkommen auf Schach zu konzentrieren. Andersherum gesehen hilft mir aber auch Schach im Bodybuilding weiter, da ich mich besser im Training konzentrieren und fokussieren kann. Schach ist mental enorm anstrengend, und das Training im Gym körperlich. Somit ist das eine für das andere der perfekte Ausgleich.
Wo lernt man mental mehr?
Das ist schwer zu sagen. Beides ist sehr anstrengend. Wenn ich während einer sehr entscheidenden Partie stark unter Druck stehe, was nicht selten vorkommt, dann ist es mental sehr hart. Genauso ist Bodybuilding mental sehr anstrengend, da ich täglich meine Kalorien tracke. Vor allem während einer Diät wird es für die Psyche sehr anstrengend. Wenn man noch nie eine längere und harte Diät gemacht hat, dann kann man es sich gar nicht vorstellen, wie es sich anfühlt. Ich tendiere daher dazu, dass ich durch Fitness und Bodybuilding mental mehr gelernt habe.
Was genau?
Ich habe gelernt, dass ich alles erreichen kann, wenn ich hart genug arbeite und zu 100 Prozent daran glaube. Dass es oft ein langer Weg ist, aber wenn man dranbleibt, dann zahlt es sich aus. Man darf einfach nie aufgeben und muss weiter machen, bis man an seinem Ziel angekommen ist. Und wenn man sein Ziel erreicht hat, dann muss man sich sofort ein neues noch größeres Ziel setzen.

Was sind deine Ziele, jetzt nach dem Abitur?
Ich will als Influenzer und Personal Coach mein Geld verdienen. Das ist meine absolute Leidenschaft. Mein Ziel ist es, so vielen Menschen wie nur möglich zu helfen und sie zu motivieren. Damit möchte ich mein Geld verdienen. Eventuell werde ich noch anfangen zu studieren, da ich einen 1,5-Schnitt im Abitur hatte. Aber das frühestens im Herbst 2023.
Und Wettkämpfe im Bodybuilding?
Ich will definitiv in meinem Leben wenigstens einmal auf der Bühne stehen. Voraussichtlich passiert es aber erst 2024.
In welchem Alter und warum hast du begonnen zu trainieren?
Mit 14 Jahren habe ich mit Home Workouts begonnen. Damals war ich sehr unzufrieden mit meinem Körper und habe mich nicht wohlgefühlt. Ich habe mich für meinen Körper sogar geschämt. Eines Tages habe ich in den Spiegel geschaut und habe mir gedacht, dass es so nicht mehr weiter gehen kann. Ich habe mir versprochen, etwas zu ändern. Besser gesagt alles zu ändern. Ich habe noch am selben Tag mit Home Workouts begonnen und mir eine Kalorienzähler-App heruntergeladen. Leider hatte ich keinerlei Wissen über Training und Ernährung und habe in den ersten zwei Jahren sehr viel falsch gemacht und meine Zeit verschwendet. Genau deswegen habe ich mich entschieden, Leute zu coachen und für sie individuelle Trainings- und Ernährungspläne zu erstellen, damit sie nicht genauso wie ich in den ersten Monaten alles falsch machen, viel Zeit verschwenden und kaum Erfolge sehen.
Du hast anfangs längere Zeit zu Hause und nicht im Fitnessstudio trainiert. Welche Vor- und Nachteile hat das?
Die Vorteile sind, dass man sich Zeit und Geld spart und nicht an ein Fitnessstudio gebunden ist. Außerdem hat man seine Ruhe, da man allein trainiert.
Nachteile gibt es hierbei deutlich mehr. Anfänger können zu Hause trainieren und dabei gute Fortschritte erzielen, doch je fortgeschrittener man wird, desto schwerer wird es, zu Hause Fortschritte zu machen. Selbst wenn man sich Kurzhanteln, eine Klimmzugstange und weiteres Equipment anlegt, kann man das nicht mit einem normalen Fitnessstudio vergleichen. Zum Beispiel ist aktuell mein Arbeitsgewicht beim Bankdrücken 112,5 kg und bald 115 kg. Wie soll ich das zu Hause kompensieren? Ein Fitnessstudio ist extra dafür ausgelegt, dass man dort perfekt trainieren und sich steigern kann. Damit zu Hause dasselbe möglich ist, braucht man sehr viel Platz und Geld, um die nötigen Trainingsgeräte anzuschaffen.
Außerdem sollte das eigene zu Hause ein Ort sein, an dem man sich ausruhen kann. Während des Lockdowns habe ich in meinem kleinen Zimmer geschlafen, trainiert, gelernt, an Social Media gearbeitet und viele andere Dinge gemacht. Das sollte aber nicht so sein. Man sollte einen Ort zum Trainieren haben, einen zum Arbeiten und einen, an dem man sich ausruht. Da sich das Gehirn die Orte merkt, an denen man bestimmte Tätigkeiten ausführt. Wenn mein Gehirn weiß, dass ich jetzt im Gym bin, dann schaltet es um, und ich bin viel fokussierter als zu Hause.
Was macht bei Fitness ein gutes Mindset aus?
Man darf nie aufgeben, egal wie schwer es wird. Man muss immer am Ball bleiben und jeden Tag aufs Neue 110 Prozent geben und über seine Grenzen hinausgehen. Zum Beispiel trainieren gehen, wenn man müde ist oder keine Kraft hat. Im Kaloriendefizit zu bleiben, obwohl man extrem Hunger hat. Man muss öfter Dinge machen, auf die man keine Lust hat, die aber getan werden müssen.

Gym statt Party: wie schwer fällt dir das, gerade als 18-Jähriger?
Aktuell fällt es mir gar nicht schwer. Mir macht es viel mehr Spaß, an mir und meinen Zielen zu arbeiten, als meine Zeit im Club zu verschwenden und meiner Gesundheit zu schaden. Ich habe zwischen 14 und 17 viel Party gemacht. Das hat mir ausgereicht. Ich bin echt sehr froh darüber, dass ich diese Partyphase hinter mir habe und mich jetzt zu 100 Prozent auf meine Ziele fokussieren kann. Damals war es für mich sehr schwer, fast unmöglich, darauf zu verzichten. Jetzt fällt es mir leicht. Ich gehe sehr selten auf Partys oder in Clubs. Ich trinke vielleicht einmal im Monat oder manchmal auch nur alle zwei bis drei Monate Alkohol. Mir macht es einfach viel mehr Spaß, an meinen Zielen zu arbeiten und jeden Tag etwas besser zu werden, als mich zu betrinken und „meine Jugend zu genießen“. Ich genieße es, jeden Tag ein Stück besser zu werden und immer näher an meine großen Ziele heranzukommen.
Viele folgen deinen Fitness-Tipps und lassen sich Pläne von dir erstellen. Wie ist das Gefühl, mit 18 schon ein Vorbild für andere zu sein?
Es ist ein unfassbar gutes Gefühl. Ich konnte bereits für über 250 Leute Trainings- und Ernährungspläne erstellen, einige davon coachen und mit Ihnen fantastische Erfolge feiern. Ich freue mich sehr darüber, dass ich anderen helfen kann, und sie mit meiner Hilfe ihren Traumkörper erreichen können. Und das ist erst der Anfang. Ich werde noch weitaus mehr Leuten helfen.
Bekommst du auch Hass-Kommentare, und wie gehst du damit um?
Ziemlich viele, sogar täglich, da ich täglich Videos hochlade. Früher hat es mich sehr mitgenommen, und ich war deswegen öfter traurig. Aber mittlerweile weiß ich, dass diese Leute einfach nur neidisch sind und nichts Besseres zu tun haben, als sinnlose Kommentare zu schreiben. Deshalb ist es mir komplett egal, ob unter meinen Videos der eine oder andere Hass-Kommentar ist. Ich finde es sogar ziemlich unterhaltsam und lustig. Entweder ignoriere ich die Kommentare oder ich nehme sie mit Humor. Mittlerweile sind es aber weniger geworden als noch vor paar Monaten.

Welche sonstigen Hobbies oder Leidenschaften hast du?
Ich interessiere mich sehr für Persönlichkeitsentwicklung und lese in meiner Freizeit viele Bücher. Ich will jeden Tag etwas besser werden und nie aufhören zu wachsen. Daher probiere ich immer wieder neue Sachen aus. Allerdings investiere ich fast meine ganze Zeit in Training und Social Media. Deshalb bleibt für weitere Hobbys nicht mehr viel Zeit übrig. Das ist aber kein Problem.
Wer sind deine Vorbilder?
Bodo Schäfer war eines meiner ersten Vorbilder, da ich seine Bücher schon als 15-Jähriger gelesen habe, und sie einen großen Einfluss auf mein Mindset hatten. Ein weiteres Vorbild ist Sylvester Stallone. Als ich mich mit seiner Biografie auseinandergesetzt habe, war ich erstaunt, wie viel Durchhaltevermögen ein Mensch haben kann. Das hat mir gezeigt, dass man wirklich alles im Leben erreichen kann. Arnold ist selbstverständlich auch ein großes Vorbild für mich. Nicht nur aus Bodybuilding Sicht, sondern ebenfalls aufgrund seines unfassbaren Durchhaltevermögens. Außerdem habe ich die Biografie von Phil Knight, dem Gründer von Nike, gelesen, und das hat mich ebenfalls enorm inspiriert. Was sie alle gemeinsam haben, ist ihre Gewinner-Mentalität und, dass sie niemals aufgegeben haben, egal wie schwer es wurde, und wie schlecht die Umstände waren.
Hast du einen Lieblingsspruch?
„Gib nie, nie, niemals auf, denn wer niemals aufgibt, kann auch nicht besiegt werden, und deshalb wird er gewinnen!“
Du bist Ukrainer. Seit wann bist du in Deutschland? Hast du noch Verwandte oder Freunde in der Ukraine?
Als ich zwei war, sind meine Eltern nach Augsburg gezogen. Alle anderen Verwandten haben bis zu diesem Jahr in der Ukraine gelebt. Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine haben meine Eltern und ich fast allen unseren Verwandten geholfen zu flüchten. Sie leben jetzt alle in verschiedenen Ländern Europas. Nur meine Oma und Opa leben in Augsburg.
Mit welchen Gedanken verfolgst du die Nachrichten über die Ukraine?
Die ersten Monate waren für mich wirklich sehr hart. Die ganze Situation hat mich extrem belastet. Aber ich wusste, dass es nichts bringt, die ganze Zeit alle Nachrichten zu verfolgen und mir Sorgen zu machen. Zu der Zeit war ich in der entscheidenden Abiturphase und ich musste mich auf die Prüfungen konzentrieren. Vor allem das Training hat mir dabei extrem geholfen. Dadurch konnte ich mich immer ablenken und auf andere Gedanken kommen. Dennoch hat es ziemlich lange gedauert, bis ich mich an diese Situation gewöhnt habe. Aktuell versuche ich nicht daran zu denken und mich auf meine Arbeit zu konzentrieren. Ich kann an dieser Situation leider nicht viel ändern. Ich helfe so gut es geht meinen Verwandten und spende regelmäßig Geld an Hilfsorganisationen.
Vielen Dank für das Gespräch, Yakiv!
Yakivs Personal Coaching: https://fitnessyakeven.de/
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